THERMO.tex
Bauelemente aus Textilbeton unter Temperaturbeanspruchung
Textilbeton ist ein hoch leistungsfähiger Verbundwerkstoff, der aus einer mineralischen Matrix und einer darin eingebetteten textilen Bewehrung besteht. Seine Material- und Energiebilanz zeichnen ihn als einen besonders nachhaltigen Werkstoff aus. In der mittelständischen Baubranche ist deshalb seit einigen Jahren ein wachsendes Interesse zu beobachten, den Verbundwerkstoff für neue Produkte anzuwenden und damit zusammenhängende Verfahren und Dienstleistungen zu entwickeln.
Textilbeton konnte bisher nur dort erfolgreich eingesetzt werden, wo thermische Belastungen keine Rolle spielen. Während seine Materialeigenschaften bei Normaltemperatur gut erforscht sind, liegen zu seinem Verhalten unter semithermischer (60 - 80 °C) und Hochtemperaturbeanspruchung (bis 800 °C) bisher nur wenige Erkenntnisse vor. Das Forschungsprojekt thermo.tex verfolgte das primäre Ziel, einen praxisorientierten Beitrag zur werkstoffgerechten Bemessung und dem Entwurf von Textilbetonkonstruktionen zu liefern und bisherige Anwendungsbeschränkungen im semithermischen und Hochtemperaturbereich zu beseitigen.
Dafür beinhaltete das Projekt eine ingenieurmäßige Beschreibung des mechanischen und bauphysikalischen Verhaltens von raumabschließenden Bauteilen in den genannten Temperaturbereichen. Betrachtet wurden die Feinbetonmatrix, die textile Bewehrung einschließlich ihrer Beschichtung sowie der Verbund aller Komponenten. Zudem wurden Materialkenngrößen für die Modellierung und Simulation des Werkstoffs bereitgestellt und bauseitige textile Bemessungs- und Konstruktionstechniken für Bauelemente aus Textilbeton unter Temperaturbeanspruchung formuliert. Einen weiteren Schwerpunkt bildete der Aufbau von Kennwert-Datenbanken unter besonderer Berücksichtigung temperaturabhängiger Materialparameter für die Nutzung in Normung, Zulassung und Planung. Anhand zweier ausgewählter Bauelemente der Gebäudehülle (Fassadenelement mit Vakuumdämmpaneel, Dachelement mit integrierter Dämmschicht) wurden schließlich die oben genannten Untersuchungsschwerpunkte in die Praxis umgesetzt.